SVEN DRÜHL
MOUNTAIN HIGH!

28. April bis 23. Juni 2018

Der Medienhistoriker und Autor Norman Klein schreibt im sehr schön gemachten, neu erschienenen JAHRES-MAGAZIN der Berliner Festspiele: The future ages faster than the present. Sven Drühl, Berliner Künstler, promovierter Kunstwissenschaftler und begeisterter Swing-Tänzer, sagt in der ihm selbst gewidmeten 119. Ausgabe des KUENSTLER-KRITISCHES MAGAZIN DER GEGENWART: ‚Kunst entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern stets in Bezug auf frühere Werke und die sie konstituierenden Codes. Jedes Kunstwerk ist meiner Meinung nach ein Konglomerat aus dem Fundus der Geschichte – es entsteht durch Absorption und Transformation anderer Kunstwerke.‘

Im Jahr 2006 schuf Drühl erstmals ein Landschaftsbild komplett in schwarz gehalten, dem er den Titel Undead gab. In dieser wie anderen Arbeiten zitierte er wichtige Künstler des 19. Jahrhunderts, für ihn ‚Untote‘, wie etwa den französischen Realisten Gustave Courbet, den Vertreter ‚heroischer‘ Landschaftsmalerei Joseph Anton Koch oder Weimarer Künstler Edmund Kanoldt.

2008 folgte T.R.C.D.F. (Undead): der Künstler verwendete hier für das Bergpanorama ein Aquarell seines Zeitgenossen Tobias Rehberger. Blumen und Pflanzen im Bildvordergrund stammten aus einer Pflanzenstudie von Caspar David Friedrich aus dem Jahr 1799. Beide Bildquellen waren so ineinander gesetzt, dass sie vollständig verschmolzen. In dem Entstehen dieses Werks ist die Herangehensweise Drühls quasi beschrieben. Die hier geschaffene Bildidee beschreibt der Künstler so: ‚Bei meinen Gemälden handelt es sich um so etwas wie Remixe bestehender Werke, so wie ein DJ im House- oder Technobereich einzelne Musikstücke neu zusammensetzt oder sie aneinander- und übereinander lagert, um so zu neuen Lösungen zu kommen. Eine Musikrichtung, die mich dabei zu Beginn stark beeinflusst hat, ist der sogenannte Bastard Pop (…) bei dem die Musikstücke aus sehr unterschiedlichen Bereichen zusammengemixt wurden, etwa Whitney Houston I wanna dance with somebody mit einem Stück Numbers von Kraftwerk.‘

Bestimmte diese Form des Sampelns lange Zeit die Bildfindung des Künstlers, verzichtet er in jüngerer Zeit häufig auf das Verarbeiten von Vorlagen aus kunsthistorischem Kontext. Vielmehr greift Drühl auf virtuelle Bilder, auf Nicht-Bilder zurück, die er im zum Teil im Internet findet. Im aktuellen Fall handelt es sich um Motive, die Drühl von Firmen zur Verfügung gestellt bekommt, die Computerspiele programmieren. Diese fiktionalen Vorlagen bringt Drühl aus ihrer Künstlichkeit in die Realität der Malerei zurück.

Er beschreibt so einen Weg aus der vermeintlichen Zukunft der Bildschöpfung in die Wirklichkeit einer

Gegenwart, die sich die Frage erlaubt, ob die Zukunft tatsächlich schneller altert als die Gegenwart. In Zeiten der Nicht-Kontrollierbarkeit virtuell geschaffener Realität, in Zeiten der Skandale durch millionenfach geraubte Daten, hält Drühl das virtuelle Bild für einen Moment fest und realisiert aus diesem Moment Geschichte wie Zukunft.

Die Ausstellung MOUNTAIN HIGH! versammelt elf, größtenteils atelierfrische Gemälde, darunter acht nach virtuellen Vorlagen.