gefördert von
STIFTUNG KUNSTFONDS
und


VIA LEWANDOWKSY. BEI UNS.


Erster Teil der Ausstellungsreihe

‘Bei uns. Bei Euch! Ein künstlerisches Kontinuum Chemnitz/Berlin’.

1. April – 8. Mai 2021


Manche Möbel begleiten uns das ganze Leben und manchmal auch über Generationen. Auch wenn die Ausstattung fürs Leben an Bedeutung verloren hat, werden auch in Zukunft mit einzelnen Stühlen, Tischen oder Schränken immer noch ganz unterschiedliche Erwartungen verbunden sein, die mit Erinnerungen, nostalgischen Träumereien oder einfach Wertschätzung einer Zeit zu tun haben.

Via Lewandowsky holt anläßlich der Ausstellung „Bei uns.“ aus dem Osten Deutschlands eine Schrankwand der Marke „Brocken“ aus den 70ger Jahren in den Westen Berlins in die Charlottenburger Wohnung der Galerie von Alexander Ochs Private. Ort und Umstände sind sorgfältig ausgewählt und passen perfekt zusammen.

Einerseits beschäftigt sich Via Lewandowsky seit vielen Jahren mit den Abgründen und tragikomischen Momenten häuslichen und familiären Lebens. Dabei umkreisen seine Arbeiten die Felder von Identität und Intimität in Gestalt von transformierten Alltagsgegenständen. Andererseits war es der plötzliche Tod von Via Lewandowskys Mutter, der zu dem Entschluss führte, ein zentrales Möbelstück aus der elterlichen Wohnung gefüllt mit Erinnerungen und gelebten Leben in die Ausstellung zu integrieren.

Die nahezu originale Rekonstruktion mit dem Titel „Die Fürsorgliche“ wird so zum Teil der Trauerarbeit als Kunstwerk. Dabei gibt sie viele private Einblicke preis und strahlt eine fast beklemmende Authentizität aus.

Analog zu der Arbeit „Der Herzenmacher“ von 2015, in der Via Lewandowsky die Hobelbank seines verstorbenen Vaters rekonstruierte und ausstellte, wird die Schrankwand zu einem emblematischem Abbild einer besonderen Lebensgeschichte, wird zum Schrein eines wechselhaften Familienlebens durch erstarrte und sich überschlagende politische Zeiten.

Ein Pendant zur Schrankwand als Lebensarchiv findet sich in Form von ausgeschnittenen und perspektivisch gestapelten Stücken Parkettbodens aus einer Hamburger Gründerzeit-Villa an der Wand gegenüber. „Madonna kniend mit Kind“ von 2019 ist ein typisches Beispiel für die bewusst verwirrend gelegten Interpretationsstränge in Via Lewandowskys Arbeiten. Kniend auf Parkettboden, gestapelt zu Figuren, Madonna und Kind als verzerrte Perspektive?

Einfacher ist da die Arbeit „Reinheit“, 2021. Ein mit einer Lichterkette umwickelter Stubenbesen steht leuchtend in einer Ecke des Raumes. Der festlich geschmückte Besen könnte ein Verweis auf die allgegenwärtige Präsenz des Weihnachtsfestes, wie sie in der Schrankwand deutlich wird, sein: Hausarbeit als nicht endende wollendes Weihnachtsfest.

Im zweiten Raum der Ausstellung reichen sich gleich mehrere Arbeiten die Hände. Zentral auf einem runden Tisch stehen zwei schwarze Glasskulpturen, die die Form von aufgeblasenen Haushaltsgummihandschuhen haben. „In guten Händen“, 2020 vereint die Gegensätze von zum Spaß aufgeblasenen Desinfektionshandschuhen und ihre distanzierend schützende Funktion.

Daneben auf einem Hocker schaukelt eine verbogene Gitarre „Das Ende vom Lied“, 2018.

Vergoldete und entfaserte Raufasertapete „Goldene Schnitte“, sowie ein kleines Ölbild, das ein Brandloch eines Bügeleisens hat „How to Iron an Abstract Painting“ und zwei kleine Objektrahmen mit fingierten Fundstücken „Schmetterball des Origamimeisters“ und „Die Reinigung seiner C-Flöte ging ihm über alles“ komplettieren die Szene.

Alles wird von einer Leuchtschrift überstrahlt, die handschriftlich nicht mehr und nichts weniger sagt als „belanglos“. Das sollte man ernst nehmen.

Werke

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