JAN MUCHE - AUFMACHEN. LINIEN. WEITEN.
21. JUNI BIS 03. AUGUST 2019
Öffnungszeiten: Mi– Fr, 13:00-18:00 Uhr und Sa, 11:00-15:00 Uhr
Vernissage: 20. Juni 2019, 19.00 bis 21.00 Uhr
Der 1975 geborene Maler und Bildhauer Jan Muche schaut noch einmal zurück auf die frühe Moderne, ihre Vertreter und damit auch auf sein künstlerisches Werk der letzten Jahre.
Hielten viele den in Berlin lebenden Künstler bis dahin für einen ‚Restaurator‘ des Konstruktivismus, beweist Muche in seinen letzten Bildern das Gegenteil. Er geht teilweise zurück in die Figuration und nimmt sich der tragischen Helden des Aufbruchs und der Moderne aus der Zeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an.
Er porträtiert den 1953 in Moskau gestorbenen Wladimir Tatlin und verbindet dessen Figur mit einer malerischen Struktur, die an die dreidimensionalen Reliefs des russischen und sowjetischen Künstlers erinnert. Beeinflusst von Kasimir Malewitsch schuf Tatlin ein Modell für das Monument für ‚Die Dritte Internationale‘ (1919-1920) und Muche nimmt die Zeichenhaftigkeit der feinen Stahlgewebe in der Tatlinschen Skulptur, wie auch die Flächen der Malerei eines Malewitsch in seine eigene Bildsprache auf.
Dünne, manchmal auch übereinander gelegte farbige Linien überziehen Muches Leinwände. In collagierte Bildern klebt er Flächen aus alten Papieren und Stoffen ein, die wie ein anachronistisches Zitat der Moderne erscheinen, diese aber gleichzeitig in die Zeitgenossenschaft überführen.
Mit einem anderen Bild ehrt Jan Muche den ungarisch-amerikanischen Fotografen Robert Capa, einem der bestimmenden Dokumentaristen des spanischen Bürger- wie des ErstenIndochinakriegs. Capa studierte in den 1930er Jahren in Berlin Journalistik und arbeitete als Fotolaborant im Ullstein Verlag. Zum kollektiven Bildergedächtnis der Moderne kann mit Sicherheit sein ‚Last Photo‘ gezählt werden, das einen Soldaten der Interbrigaden im Kampf gegen Franco und im Moment seines Todes zeigt. Anders das Bild Capas von Muche: Wie in einen Teppich aus vielen verknüpften Fäden eingewebt, schaut der 1954 im heutigen Vietnam umgekommenen Kriegsfotograf aus dem rötlich gefärbten Bildhintergrund.
Die hier genannten und weitere Portraits werden gleichberechtigt neben den abstrakten nicht-figurativen Arbeiten, den ‚Maschinen‘ Jan Muches präsentiert. Muche weitet so den Blick auf den Hintergrund einer Moderne, die vielen heute nur noch als ein ästhetisches Relikt längst vergangener Zeiten erscheint. So zeigen Muches Gemälde also mehr als ‚Nulla dies sine linea‘ – kein Tag, ohne eine Linie zu ziehen. Seine Kunst mischt sich ein und ist nicht wertfrei.
The painter and sculptor Jan Muche, born in 1975, looks back once again to early modernism, its representatives and thus also to his artistic work of recent years.
While many considered the artist living in Berlin to be a ‘restorer’ of constructivism, Muche proves the opposite in his last pictures. He goes partly back in to the figuration and takes on the tragic heroes of breakup and modernity from the time of the first half of the 20th century.
He portrays Vladimir Tatlin, who died in Moscow in 1953, and combines his figure with a picturesque structure reminiscent of the three-dimensional reliefs of the Russian and Soviet artist. Influenced by Kasimir Malevich, Tatlin created a model for the monument for ‘The Third International’ (1919-1920) and Muche incorporates the symbolism of fine steel mesh in Tatlin’s sculpture, as well as the surfaces of Malevich’s painting, into his own imagery.
Thin, sometimes superimposed colored lines cover Muches canvases. In collaged pictures he pastes surfaces of old papers and fabrics that seem like an anachronistic quotation of the modern age, but at the same time transfer them into the contemporaneity.
With another image, Jan Muche honors the Hungarian-American photographer Robert Capa, one of the defining documentarists of the Spanish Civil War and the First Indo-China War. Capa studied journalism in Berlin in the 1930s and worked as a photo lab assistant at Ullstein Verlag. To the collective pictorial memory of modernity can certainly be counted ‘Last Photo’, which shows a soldier of the Interbrigades in the fight against Franco and the moment of his death. The picture Capa by Muche is different: woven into a carpet of many connected threads, the war photographer, who died in today’s Vietnam in 1954, looks out of the reddish colored background.
This work and further portraits mentioned here are presented among the abstract non-figurative works, the ‘Machines’ of Jan Muche. In this way, Muche expands his view to the background of a modern age that today appears to many only as an aesthetic relic of bygone times. Thus, Muche’s paintings show more than ‘Nulla dies sine linea’ – no day without drawing a line. His art interferes and is not unbiased.