Das Material der in München lebenden Künstlerin Brigitte Schwacke ist Draht. Neben oft raumgreifenden Skulpturen realisiert die Bildhauerin flache Arbeiten, die ihren Ursprung in einem Ende der 1990er Jahre begonnenen Projekt haben. Die Künstlerin lud seither rund hundert Personen ein, in der Größe DIN A4, dem Format eines üblichen Schreibblocks also, Bilder aus feinstem Draht zu häkeln. Draht lässt – anders als z.B. Wolle – keine Korrekturen zu. Jede entstandene Struktur ist irreversibel, der unbeabsichtigt eingearbeitete Fehler wird zur Chance, zu einer Kunst des Unebenen, zu einem Zusammenspiel zwischen der Seelenhaftigkeit des Materials (John Cage) und der Energie des Produzenten. Brigitte Schwacke setzt die Arbeiten einige Millimeter schwebend vor die Wand. So entstehen Schattenspiel und Dreidimensionalität, eine Erinnerung an christliche Reliquien, an Schweiß- und Leichentücher leuchtet auf.