SOFIE BIRD MØLLER

BILDER ANSTATT

23. Juni bis 2. September 2017

Die Künstlerin Sofie Bird Møller ist in Kopenhagen geboren, in Dänemark aufgewachsen, sie studierte in London und Kopenhagen, war Meisterschülerin bei Günther Förg in München, wo sie auch lebt. Heute arbeitet sie in einem Studio in Berlin-Kreuzberg. Und fast scheint es, als seien hier räumliche Koordi-naten beschrieben, die ihre Arbeit bestimmen. Das katholisch-reiche München, die sich fraktal orga-nisierende Stadt Berlin, das heitere Kopenhagen, die Weite des Horizonts über der Ostsee.

Die Kunst Sofie Bird Møllers berührt unser ikonografisches Gehirn, darin tausende und abertausende Festplatten mit Millionen gesehener Bilder, und sie berührt unseren Körper, oft unangenehm, wie Schnitte im eigenen Fleisch. Anstatt Bilder zu malen, malen bereits vorhandene Bilder, Drucke, Werbe-anzeigen, Poster, Zeitungen und Journale, historische Kupferstiche, Seiten aus einer 1855 gedruckten Bibel die Arbeiten Møllers. Mehr als zutreffend schreibt der Sammler und Kurator Wilhelm Schürmann ‚Kein bisschen Haut mehr im Bild. Alles sorgfältig wegretuschiert‘. Oder aber hinzugefügt. Die Künstlerin schneidet, zerreißt, klebt zusammen, Papier und digital; verändert, verfremdet, bemalt, malt mit Pinsel, mit der Hand, mit ihrem eigenen, mit Farbe eingestrichenen Körper, mit ihren Brüsten, ihren Beinen, ihrer Stirn, ihrem Haar auf bereits vorhandene, vorgefundene Bildträger.

Gemeinsam ist ihren Werken, dass diese, wie Anders Kold schreibt ‚…sehr rigoros auf der Voraus-setzung beruhen, niemals auf einer weißen Leinwand zu entstehen‘. So entstehen radikal neue Bilder, die wir schon gesehen haben, ohne sie je gesehen zu haben. Fragmente, die Malerei Arnulf Rainers, Collagen der 1889 geborenen Berliner Künstlerin Hannah Höch, die Körperlichkeit der Skulpturen Käthe Kollwitz, Yves Klein’s ‚Blau‘, das erste Video des chinesischen Künstlers Zhang Peili, Fashion-Fotografie, City-Light-Poster, Luther-Bibeln, der Surrealismus eines Max Ernst, das Readymade und Pollocks Action-Paintings tauchen auf und verschwinden wie auch das I Ging als Methode in der Arbeit des amerikanischen Komponisten John Cage. Doch ist in der bildnerischen Arbeit Møllers kein Zitat zu finden, kein kunsthistorischer Vergleich möglich, sie scheint aus keiner Geschichte zu kommen, obgleich sie Geschichte wird, ja ist, im Moment ihrer Realisierung.

So zeigt uns die Künstlerin rätselhafte Bilder oder, wie Benita Meißner, Leiterin der DG Galerie, der Galerie der 1893 gegründeten ‚Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst‘ schreibt: ‚Eigenständig interpretiert, … regen die rätselhaften Abbildungen eine Auseinandersetzung mit dem Bildnis an‘.

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