DINGE, DIE PASSIEREN. UND NICHT PASSIEREN

Bettina Scholz (*1979 in Neuruppin) studierte Kunstgeschichte, Deutsche Philologie, in Marburg und schloss ein Studium der Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee und dem Chelsea College of Arts in London an.

Ihre Hinterglasmalerei lebt von der Farbe per se und für Scholz ist Farbe nicht nur Material, sie ist auch Medium. Die kaum zu differenzierenden Nuancen und das eng gesetzte tonale Spektrum schaffen ganze Bildwelten und kreieren Twilights, Dämmerzustände zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Schlaf und Wachsein, Nähe und Fremdsein, Vergangenem und Präsenz. In den malerischen Prozess bindet sich das Zufallsmoment und sie integriert sich in die Findung von Gestalt. Entstehende Strukturen pulsieren durch den dynamischen Farbauftrag, der sich of als pure Energie äußert. Weil allein der Farbe die gestaltende Kraft zugesprochen wird, mutiert diese zur Atmosphäre und das Bild selbst zum Phänomen. Scholz‘ Malerei oszilliert gleichsam zwischen Gegenstandslosigkeit und Abstraktion, ihrer Struktur finden sich Formen – die zeitgleich als Makro- und Mikrokosmen erlebt und verstanden werden können.

Sid Gastl ist 1959 wuchs im fränkischen Nürnberg auf und studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste seiner Heimatstadt. Wie Scholz lebt und arbeite er heute in Berlin, einer lauten Stadt, in der Gastl Orte der Stille malt. Bilder von Orten, die vertraut sind – Ansichten vom Wald, von Häusern, von Innenräumen. Doch entbehren seine Ansichten jedweder Evidenz menschlicher Existenz. In der Vertrautheit keimen Momente des Unbehagens auf. So klar strukturiert der Blick des Künstlers auf die Orte ist, so unklar und unwirklich scheint doch deren Realität. Als läge über den Bildern ein Schleier des Misstrauens, muss der Betrachter seine eigene Wahrnehmung an ihnen prüfen. Die Räume sind unbelebte Erinnerung an Dagewesenes – erscheinen wie Mahnmale einer Idee des Lebens. In den Wäldern ist auch diese Spur gänzlich verweht, oder sie war niemals da? Es sind nüchterne, kommentarlose und begrenzte Ausschnitte, die die altbewährte Assoziation des Mystischen missen lassen. Die einzige Instanz, die in Gastls Werken näher an die Realität führen könnte, ist das Licht, das streut und nur fragmentarisch die Ortlosigkeit des Ortes und die Leblosigkeit des Verlebten erhellt.

Auch Alexandra Ranner (* 1967 in Bayern geboren und dort aufgewachsen) führt ihre Arbeit fort um Raum und Körper. Ranner studierte an der Kunstakademie München und am Centro de Arte e Comunicacaõ Visual in Lissabon. Seit 2007 hat die Künstlerin eine Professur für Bildende Kunst an der Universität der Künste, Berlin inne. Ranner baut kleine fiktive Innenräumen, deren Einblicke wie Nahaufnahmen sozialer und   ästhetischer Komplexe erscheinen; als modelliere sie deren Materialität unter einem Brennglas und legte sie damit radikal offen. Das auf ihren Fotos eingesetzte dramatische Licht verändert den Blick in das vermeintlich Private zu einer filmischen Kulisse. An solchen Orten kann sich alles oder nichts abspielen. Und unsere voyeristische Phantasie wird in wahrende Distanz gezwungen.

OPEN DAYS

KUNSTHERBST BERLIN

CHRIS NEWMAN. 50 DRAWINGS IN A KITCHEN

15. – 20. SEPT 2015

 

AUSSTELLUNG

12. SEPT – 24. OKT 2015

DI – FR 12-18 UHR
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